Missionsprokura von der Heiligen Familie

Eine wahre Geschichte aus Sumatra

Verspätete Weihnacht

Die Katholiken von Meulaboh und den umliegenden Ortschaften an der Westküste Sumatras, Indonesien, baten den Pfarrer, einen holländischen Franziskaner, am Weihnachtstag auch bei ihnen Gottesdienst zu halten. „Aber die Pfarrei ist zu groß, als dass ich an diesem Tag sämtliche Dörfer besuchen kann, in denen Katholiken wohnen,“ bedauerte dieser und machte den Vorschlag: „Geht alle nach Meulaboh. Dort werden wir am Morgen des 26. Dezember gemeinsam Weihnachten feiern.“
Die Leute stimmten zu. Da die Kirche zu klein für die zu erwartenden Besucher war,
wollten sie ein Zelt vor dem Gotteshaus aufschlagen, in dem alle Platz hätten. Dazu brauchten
sie die Erlaubnis der Gemeindeverwaltung. Da es sich jedoch um eine vorwiegend von
fundamentalistischen Moslems bewohnte Gegend handelt, in der die Christen nur eine kleine Minderheit bilden, wurden ihnen die Genehmigung verweigert.
Voller Enttäuschung teilten sie dies dem Pfarrer mit. „Wir werden trotzdem zusammen Weihnachten feiern,“ antwortet der. „Landeinwärts, in den Hügeln, wohnt ein Katholik. Er ist gerne bereit, uns sein Grundstück zur Verfügung zu stellen.“
Am Morgen des 25. Dezember machten sich die Katholiken aus den Küstendörfern – Jung und Alt – auf in das hügelige Hinterland und schlugen ein großes Zelt auf. Als der Pfarrer schließlich am Abend zu ihnen stieß, wurde er freudig empfangen. Nun würden sie trotz allem am nächsten Tag gemeinsam Weihnachten feiern. Noch lange erzählten und sangen sie miteinander, bis sich schließlich alle voller Vorfreude in dem Zelt zur Ruhe legten.
Als sie am nächsten Morgen den Gottesdienst vorbereiteten, geschah es. Gegen sechs Uhr brach der Tsunami vom 26. Dezember 2004 über die Westküste Sumatras herein. Eine neun Meter hohe Welle zerstörte alles und riss Tausende in den Tod – bis zu vier Kilometer ins Inland hinein. Fast alle Katholiken von Meulaboh und den umliegenden Ortschaften befanden sich jedoch in den schützenden Hügeln des Hinterlandes.
Später fragten manche Moslems: „Weshalb hat der Christengott nicht auch unsere Angehörigen gerettet?“ Andere meinten: „Das ist die Strafe dafür, dass wir den Katholiken nicht erlaubt haben, ihren Weihnachtsgottesdienst in Meulaboh zu feiern.“