„Wir haben das Land, ihr habt die Technik“ Ein Schulprojekt in Mosambik
Als Pater Neiri Segala die Pfarrei Mecuburi im Norden von Mosambik (Ostafrika) übernahm, war das Pfarrhaus halb zerfallen, das umliegende Gelände von Sträuchern und Gebüsch überwachsen. Zunächst einmal legte er einen kleinen Garten an. Ein Bauer kam vorbei und fragte: „Was machst du da?“ „Ich pflanze Salat an.“ „Der wächst hier nicht,“ antwortete der Bauer und ging weiter. Als er nach etwa drei Wochen wieder vorbei kam und die großen Salatköpfe sah, meinte er: „Jetzt verstehe ich. Wir haben das Land, ihr habt die Technik.“
Schulkonzept für eine ländliche Bevölkerung
Drei Jahre später arbeiten vier brasilianische Mitglieder der Missionare von der Heiligen Familie in der Pfarrei. Das Pfarrhaus ist instand gesetzt, das Gelände gerodet. Ein großer Garten versorgt sie mit einer reichen Auswahl an Gemüse und Gewürzen. Von den zum Teil neu gepflanzten Stauden und Bäumen ernten sie Bananen, Papayas, Mangos, Mandarinen, Orangen, Zitronen, Kokos- und Cashewnüsse. Ein eindrucksvolles Anschauungsareal für die Einheimischen, was man auf dem sandigen Boden mit der richtigen „Technik“ heranziehen kann.
„Aber das reicht nicht,“ sagt Pater Neiri. „Wir müssen den Leuten diese Anbautechniken vermitteln.“ Nun sind sie dabei, mit Unterstützung einer belgischen Hilfsorganisation für die Klassenstufen 8 bis 10 eine Internatsschule mit zusätzlichem landwirtschaftlichen Schwerpunkt zu bauen. Der Staat hat ihnen ein großes Gelände zur Verfügung gestellt und wird später die Gehälter der Lehrer bezahlen. Bruder Edilson Frey übernimmt die Schulleitung. Da er selbst aus einer Bauernfamilie in Südbrasilien stammt, freut er sich auf diese Herausforderung.
Das Konzept dieser Schulform wird schon an anderen Orten erfolgreich durchgeführt: 14 Tage normaler Schulunterricht sowie praktische Garten- und Feldarbeit. Anschließend gehen die Mädchen und Jungen für zwei Wochen nach Hause – versehen mit schriftlichen und praktischen Aufgaben. Zum Beispiel Pflege eines Gartens, Anpflanzen von Obstbäumen, Anlegen eines Komposthaufens und Ähnlichem. Die Lehrer besuchen die Schüler zu Hause, überprüfen deren Arbeit und nehmen Kontakt mit den Eltern auf. Denn nur aufgrund intensiver Gespräche wird das von den Kindern Gelernte allmählich von den Familien übernommen.
„Um die Mädchen und Jungen besser betreuen zu können, nehmen wir nur je 40 Schüler in die drei Klassen auf,“ sagt Bruder Edilson, „und nicht 60 bis 80 Schüler, wie es hier vielfach der Fall ist.“ Für ihre Verpflegung während der jeweils 14-tägigen Internatszeit müssen sie eine ausreichende Menge Maismehl von zu Hause mitbringen. Dazu kommen die Gemüse- und Obsterträge, die sie selbst auf dem Schulgrundstück erwirtschaften. Zudem zahlen sie ein jährlich Schulgeld von etwa 26,00 EUR.
Eine Cola für gute Arbeit
Der Schulneubau nimmt die vier Mitbrüder stark in Anspruch. Sie müssen sich um alles selber kümmern: Beschaffung von Sand, Steinen, Kies, Zement, Dachplatten, Bau- und Möbelholz sowie regelmäßige Überprüfung der geleisteten Arbeit. Aber eines funktioniert ausgezeichnet in dieser wenig entwickelten Region: die Kommunikation. Auf dem Weg zu den Außenstationen werden sie immer wieder angehalten, weil jemand ihnen ein paar Bretter oder Kanthölzer verkaufen will.
Viele Materialien werden in mühsamer Handarbeit hergestellt: Felsbrocken zu Kies zerkleinert, Bäume mit der Axt geschlagen und vor Ort zu Brettern oder Kanthölzern zugeschnitten. Fenster, Türen und Möbel werden mit den einfachsten Werkzeugen angefertigt. Wenn schließlich an der Unterkante einer Tür 10 cm fehlen, wird eben mit einem zusätzlichen Brett nachgebessert.
Die Arbeitslöhne sind erstaunlich niedrig. Ein Maurer- oder Schreinermeister erhält pro Tag etwa 2,50 EUR, seine Gehilfen die Hälfte. Aber auch die Lebenshaltungskosten sind entsprechend gering. Zum Beispiel kostet das Grundnahrungsmittel Mais 8 Cent pro Kilo und für 2,50 Cent erhält man schon ein Brötchen. Bei diesem Preisgefüge wissen es die Arbeiter zu schätzen, wenn ihnen gelegentlich eine 25-Cent-Cola spendieren wird.
Ein Schulkonzept, das sich an den Bedürfnissen der ländlichen Bevölkerung orientiert. Für überschüssiges Gemüse und Obst haben unsere Mitbrüder bereits Abnehmer in der Provinzhauptstadt gefunden. Ein zusätzlicher Anreiz für die Bevölkerung, mit neuen Techniken die vorhandenen Möglichkeiten zur Einkommensverbesserung zu nutzen und nicht einfach in die Städte abzuwandern.
P. Ulrich Schmitz MSF